«Der Bund» hat die Publikation der Abverkaufszahlen des Schweizer Brauerei-Verband zum Anlass genommen, einen Blick auf die Berner Kleinbrauerein zu werfen. Die Burgdorfer Gasthausbrauerei AG ist natürlich Teil der Erfolgsgeschichte der Kleinbrauereien.
Das neue Burgdorfer Winterbier heisst Dampfbier
Gestern Mittwoch hat die Burgdorfer Gasthausbrauerei AG mit ihrem traditionellen Anstich zu Beginn des Herbstes in den Hallen der ehemaligen Maschinenfabrik Aebi der Öffentlichkeit ihr neues Winterbier vorgestellt. Die erstmals von Diplombraumeister Oliver Honsel kreierte und vom Brauereiteam mit Leidenschaft gebraute Ausgabe 2011 trägt den Namen „Dampfbier“. Es ist eine Hommage an das Schauspiel „Schäumende Träume“, welches das Burgdorfer Stationentheater in den kommenden zwei Monaten am selben Ort zur Aufführung bringen wird.
Die Burgdorfer Gasthausbrauerei AG legt ihr Winterbier (im Gegensatz zum Weizenbier, das im Frühling stets wieder in der gleichen Form produziert wird) immer in einer neuen Spielart. Damit will sie eine breite Geschmackspalette bieten und die Vielfältigkeit des Produktes Bier präsentieren. So ist es in Burgdorf denn bereits zu einer lieb gewordenen Tradition geworden, dass die Brauer mit Herannahen des Herbstes ihre Freunde und die Öffentlichkeit einladen, um die neue Bierspezialität für den Winter vorzustellen und das Geheimnis um Aussehen, Namen und – vor allem – Geschmack der Saisonspezialität zu lüften. Rund 100 Personen folgten gestern Mittwoch dem Ruf der Gasthausbrauerei und überzeugten sich in den Hallen der ehemaligen Maschinenfabrik Aebi davon, dass das neue Dampfbier ein würdiger Nachfolger des viel gelobten (und gerne getrunkenen) Franz Schnyder Bier ist. Sie waren sich alle einig, dass das Bier seinem Slogan „verdampft gut“ problemlos gerecht wird.
Bier für schäumende Träume
Dass der Anstich ausgerechnet im Suttergut stattgefunden hat, kam nicht von ungefähr: Das Dampfbier versteht sich als eine Hommage an das Burgdorfer Stationentheater, das von Oktober bis November in eben dieser ehemaligen Maschinenfabrik Aebi über die Bühne gehen wird. Der Verwaltungsratspräsident der Burgdorfer Gasthausbrauerei, Res Zbinden, zeigte sich am Anstich sehr erfreut über die gelungene Partnerschaft mit dem Theater: „Der Inhalt des Schauspiels, die Industriegeschichte Burgdorfs am Beispiel seiner Brauereien, und der Titel „Schäumende Träume“ haben es uns gewissermassen zur Ehrensache gemacht, rechtzeitig das dazu passende Bier auf den Markt zu bringen. Und so etwas zum Ambiente beizutragen.“
Dampfbier – eine untergärige Bierspezialität
Wie üblich beruht das Winterbier auf einer eigens entworfenen neuen Rezeptur, erstmalig stammt diese aber vom neuen Diplombraumeister Oliver Honsel. Er war es denn auch, der den Anstich-Besuchern sein neues Werk – mit sichtlichem Stolz – präsentierte: Das neue Spezialitätenbier ist, wie schon das Franz Schnyder, nicht mehr ein Bock, sondern ein Lager mit rötlicher Farbe und mit einem vergleichsweise niedrigen Alkoholgehalt. Es soll die Sinne (nicht nur) der Theaterzuschauer sowohl durch seinen typischen Geschmack als auch durch sein charakteristisches Äusseres anregen.“ Der Name „Dampfbier“ ist in der Braubranche als eine Spezialität mit besonderem Herstellungsverfahren bekannt, in Burgdorf soll er ausserdem einen Bezug zur Industrialisierung und damit zum Stück „Schäumende Träume“ schaffen.
Das Burgdorfer Dampfbier ist ab sofort bis ins Frühjahr an den meisten der üblichen Bezugsquellen erhältlich. Sie ersehen sich hier im Verzeichnis der Bezugsquellen.
Offizieller Beginn Kornhausumbau
Fass-An- statt Spatenstich für die Burgdorfer Brauerei
Bier aus dem Kornhaus: Erst Bauen – dann Brauen
Wenn Brauer stechen, dann machen sie das lieber mit dem Zapfhahn als mit einem Spaten. So durfte es nicht erstaunen, dass die Gastgeber am offiziellen Beginn des Kornhausumbaus letzten Freitag lieber ein Fass aufgemacht, als ein Loch gegraben haben. Davor zeigten sich Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch, Gasthausbrauerei VR-Präsident Res Zbinden und Architekt Rolf Grossenbacher in ihren Reden rundum glücklich, dass im Kornhaus ab Frühsommer 2012 Bier gebraut werden kann.
„`Bier braucht Heimat’ ist das Motto der Burgdorfer Gasthausbrauerei. Hier, im Kornhaus, gibt es diese Heimat. Das Burgdorfer Bier erhält jetzt ein ausgesprochen schönes Zuhause“. Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch konnte ihre Freude und ihre Begeisterung für die anstehende Umnutzung des Kornhauses kaum zügeln. Das mit gutem Recht, denn bis dahin war der Weg eine einzige Erfolgsgeschichte: Der Stadtrat hatte den benötigten Bruttokredit von 3,9 Mio. Franken ohne Gegenstimme durchgewunken, es gab keinerlei Einsprachen und die Quartierbewohner zeigten sich von Beginn weg positiv. Und schliesslich hat – für einmal, so Zäch – sogar der Kanton ein positives Signal nach Burgdorf gesandt: Letzte Woche hat der Regierungsrat 500’000 Franken aus dem kantonalen Lotteriefonds für den Umbau freigegeben.
Brauen am symbolträchtigen Ort
Aus seiner Sicht konnte auch Res Zbinden, VR-Präsident der Burgdorfer Gasthausbrauerei, den rund 100 anwesenden Gästen eine ähnliche Erfolgsgeschichte vorsetzen: Vor etwas mehr als zehn Jahren hatten ein paar Bier-Enthusiasten eine Brauereianlage eingerichtet, die auf eine Jahresproduktion von 1500 hl ausgelegt war. Im letzten Jahr nun hat das engagierte Brauteam auf dieser Anlage im Schichtbetrieb 4000 hl Bier produziert. Weil die Brauerei am alten Standort im Schützenhaus damit an ihre Grenzen gestossen war, musste ein neuer Standort her. Nachdem die Stadt dafür das Schützenhaus angeboten hatte, hat eine Machbarkeitsstudie anfängliche Bedenken von Zbinden zerschlagen: „Wir waren – und sind – uns bewusst, dass wir mit der historischen Bausubstanz auch ein Risiko nehmen. Wir sind aber sehr stolz und glücklich, unser Bier an diesem symbolträchtigen Ort brauen zu können.“
Architekt Rolf Grossenbacher, auch er vom flotten Tempo des bisherigen Bewilligungsverfahrens tief beeindruckt, zeigte das Projekt am „Weg des Bieres“ auf: Vom ebenerdig gelegenen Malzlager kommen die Rohstoffe ins Sudhaus in der Nähe des Eingangsbereichs. Nach dem Brauprozess gelangt das spätere Bier einen Stock tiefer, wo jetzt der Gär- und Lagerkeller eingerichtet werden. Von dort geht es weiter in die Abfüllanlage, die in den heutigen Kulturgüterschutzräumen zu liegen kommt. Über einen neu zu errichtenden Lift wird das verkaufsbereite Bier dann abtransportiert.
Respekt vor der Bausubstanz
Damit die historische Bausubstanz, namentlich die Fassade des Kornhauses, während dem Umbau nicht verletzt wird, braucht es nach Grossenbacher in den kommenden sieben bis acht Monaten ein paar Kabinettstückchen: „Das ebenerdig gelegene Sudhaus bringen wir über den Keller ein: In Einzelteilen wird die Anlage über den ersten Lift ins Untergeschoss, mit dem zweiten wieder ins Erdgeschoss gebracht. Erst dort erfolgt die Montage.“
Ob so viel ausgeschüttetem Lob offensichtlich durstig geworden, wechselte die Festgemeinde auf die Wiese vor dem Kornhaus, um den symbolischen Fassanstich durchzuführen. Dabei waren die anstechenden Referenten Zäch und Zbinden froh, sich auf das Eingreifen des neuen Burgdorfer Braumeister Oliver Honsel verlassen zu können. Nach dem Anstich, beim Apero auf dem schattigen Vorplatz, waren sich alle Gäste einig: Die Brauerei im Kornhaus ist keinesfalls ein Fremdkörper; vielmehr ist es, als hätte sie immer schon ein wenig dorthin gehört.
Aktienkapital gezeichnet
Am Rand des Spatenstichs konnte die Burgdorfer Gasthausbrauerei vermelden, dass das für den Umbau benötigte neue Aktienkapital bereits gezeichnet ist. Ab sofort führt die Gesellschaft wieder eine Warteliste.
Das Kornhaus am Tag des Denkmals
Burgdorf und Wynigen sind am Samstag, 10. September 2011, Bühnen für den Europäischen Tag des Denkmals. Unter dem Titel «Bierkultur gestern – heute – morgen» sind in Wynigen ein spektakulärer Bierkeller, eine Szene des Stationentheaters und der (für einen Tag wieder geöffnete) Gasthof Wilder Mann zu besichtigen.
In Burgdorf ergibt sich am Tag nach dem Spatenstich die wohl letzte Gelegenheit, sich das Kornhaus noch einmal anzusehen, bevor der Einbau der Brauerei beginnt. Ein lohnenswerter Ausflug, finden wir.
Spatenstich im Kornhaus
Der – nicht öffentliche – Spatenstich im Kornhaus findet am 9. September 2011 statt. Über einen öffentlichen Anlass erfahren Sie zu gegebener Zeit an diesem Ort.